Am Gründonnerstag begrüßte Pfarrer Thomas Kohlhepp die Gläubigen in der Pfarrkirche Mantel, um gemeinsam das Abendmahlsamt zu feiern.
Ein Schlüsselwort bei seiner Begrüßung war das Wort HEUTE:
HEUTE ist es so weit: es wird Ostern!
HEUTE treten wir ein in den Abendmahlsaal
HEUTE lädt uns der Herr ein, mit ihm am Tisch zu sitzen und ein letztes gemeinsames Abendmahl zu halten, bevor er verraten wird und zu Gott seinem Vater zurückkehrt.
HEUTE wird Jesus seinen Jüngern die Füße waschen und in diesem Dienst an seinen Nächsten Vorbild für uns alle.
„Er war einer, der sich verschenkte und gab, was er hatte.“ (Zenetti)
Der Abend des letzten Abendmahls ist ein Abend der Freude, wir singen das Gloria – ein letztes Mal, bevor Orgel und Glocken bis zur Osternacht verstummen. Zugleich ist dieser Abend erfüllt von der Trauer über das, was kommen wird: der Verrat, die Verurteilung, der Tod.
In seiner Predigt ging Pfarrer Kohlhepp auf einen aktuell in der Tagespresse veröffentlichten Bericht über den anhaltenden Mitgliederschwund der Kirchen in Deutschland ein. Wieder einmal wird das Thema direkt vor hohen Feiertagen aufgetischt und es fühlt sich bei aller Vorfreude auf Ostern für einen Christen gerade so an, als würde man einem Hochzeitspaar zur Vermählung gratulieren und der Glückwunschkarte gleich die aktuelle Scheidungsstatistik beilegen. Das kann die Vorfreude auf ein schönes Ereignis trüben, Zweifel können in einem aufsteigen und die Frage: Macht das denn eigentlich alles noch Sinn? Bin ich mit meinem Glauben eigentlich auf dem richtigen Weg oder auf dem Holzweg? Sollte ich vielleicht auch gehen?
Es ist eigentlich wie damals. Damals fingen die Leute, die Jesus gerade noch zugejubelt haben auch plötzlich an zu zweifeln, an ihm, an seinen Geschichten und viele wandten sich von ihm ab. Aber es gab da eine Hand voll Leute, die zu ihm standen, die bis zum letzten Atemzug und darüber hinaus bei ihm blieben. Sie haben das Wirken von Jesus in Worten und Werken weitergetragen. Aus diesen paar Menschen wurden immer mehr genau wie aus einem Samenkorn, das reiche Frucht trägt und es entstand eine Kirche, die die Welt umspannt. Wir sind auch heute noch da und feiern die heilige Woche mit allem, was vor 2000 Jahren passiert ist:
GOTT MACHT AUS NICHTS ALLES
Mit den ermutigenden Worten „Sind wir nicht die letzten, die glauben, sondern die ersten. Leben wir, was wir Sonntag für Sonntag beten: Deinen Tod oh Herr verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.“, beendete Pfarrer Kohlhepp seine Predigt.
Nach der letzten Feier der Eucharistie vor der Osternacht wurde das Allerheiligste übertragen und der Altar entblößt. Das Abendmahlsamt endete ohne Segen, da es mit der Karfreitagsliturgie und der Osternacht als Triduum und deshalb als eine Einheit betrachtet wird.
Es schloss sich eine Andacht zur Ölbergstunde an und die Möglichkeit zur stillen Anbetung des Allerheiligsten. Viele Gottesdienstbesucher nahmen diese Gelegenheit gerne wahr.
Text: Melanie Grasser
Bilder: Stefan Heindl